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(Donnerstag, 31.07.2008) 5. EtappeKitzbühel - Bad Mitterndorf
Übersicht:
* Diese Steigung entspricht Höhenmeter bergauf bezogen auf die gesamte Distanz. Je höher der Wert, desto anspruchsvoller, bei vergleichbaren Streckenlängen.
Höhenprofil: (Preview mit Mausklick öffnen) Karte: Download für GPS (gpx als zip-Archiv) Erfahrungsbericht zur 5. Etappe Wendepunkt: es geht wieder Richtung Osten, Richtung Graz. Die heutige Etappe ist lang. Und nicht nur das. Sie ist nicht nur lang, sie wurde sogar noch verlängert. Das ursprüngliche Ziel ist von Bad Aussee, wegen einer gleichzeitig stattfindenden Opernveranstaltung, in das ca. 15 km entfernte Bad Mitterndorf verlegt worden. Dass diese letzten, zusätzlichen Kilometer auch noch überwiegend bergauf verlaufen macht die Sache auch nicht gerade einfacher. Zusammenfassend: ca. 2500 Höhenmeter verteilt über sechs längere Anstiege und 180 Kilometer verlangen heute noch einmal alles. Der Tag beginnt trocken und der Start erfolgt wie bereits am Vortag aus der Vorderstadt von Kitzbühel. Auf der leicht abschüssigen B161 erreicht das Feld geschlossen nach nicht einmal 20 Minuten das Ortschild St. Johann in Tirol. Im Vergleich zum Vortag ist es deutlich kühler, aber nicht unangenehm. Der heutige Tag hat jedoch ein volles Wetter-Repertoire zu bieten. Sonne, Wolken, Regen: alles dabei und gut verteilt. Nach nur 14 km bei St Johann beginnt die Strasse bereits Richtung Hochfilzen unmerklich zu steigen. Mit seinen etwa 300 Höhenmetern von St. Johann aus ist dieser Anstieg eher etwas zum warmlaufen. Es läuft gut an. Nach 23 km im Anstieg liegt meine Durchschnittsgeschwindigkeit noch immer bei gut 30 km/h, aber dann kommen kurz vor Hochfilzen die ersten beiden giftigen Rampen des Tages. So richtig ins Schwitzen bringt mich allerdings nur der erste der beiden kurzen Anstiege. Oben in Hochfilzen angekommen ist der Puls bereits nach kurzer Zeit wieder im Normalbereich. Das mag aber auch daran liegen, dass es bereits an diesem Anstieg die erste kurze Freiluftdusche des Tages gibt. Bei immer noch warmen 19°C und gerade beim Bergauffahren kann man damit gut leben. Danach stehen 15 km rauschende Abfahrt nach Saalfelden am Steinernen Meer auf dem Programm. Die erfolgen glücklicherweise wieder im Trockenen, aber die Wolken hängen weiterhin tief in den Bergen. Von Saalfelden aus steigt die Hochkönig Bundesstraße zunächst gemächlich in Richtung der beiden Höhepunkte des Tages, dem Filzensattel und dem Dientner Sattel. Bis etwa Kilometer 60 kann ich den 30er Schnitt aus der ersten Stunde halten, aber jetzt kommen die ersten beiden längeren Rampen. Den Anfang machen 3 km mit durchschnittlich etwas mehr als 10 % auf die Spitze des 1275 m hohen Filzensattels. Dann, nach einer kurzen Abfahrt zum Luft holen, folgen noch einmal 2 km mit durchschnittlich 8,5 % im ersten Teil des Anstiegs zum Dientner Sattel. Mein Gefühl auf diesem höchsten Punkt der heutigen Etappe ist top. Sicherlich werde ich heute keine Bäume ausreißen, aber ich merke, dass es gestern klug war beim Bergzeitfahren nicht zu überziehen. Heute werde ich mit Sicherheit im hinteren Teil des Klassements landen, aber ich möchte nicht wissen wie es mir heute gehen würde, wenn ich gestern forciert hätte. Und jetzt folgen auch noch 16 km Abfahrt hinunter nach Bischofshofen. Die Wolken am Himmel zeigen sich hier noch gnädig und behalten ihren Inhalt vorerst für sich. Damit steht einer genialen Abfahrt nichts im Wege und wir fliegen dem Ort am Ufer der Salzach entgegen, der alljährlich Teil der „Vier Schanzen Tournee“ ist. Kurz vor der Salzach ist die rasante Schussfahrt beendet und wir biegen linker Hand Richtung Bischofshofen ab. Ein Blick nach links hoch zur Paul-Ausserleitner-Schanze gibt mir wieder einmal Gewissheit: das was ich hier mache ist noch lange nicht das Verrückteste, was man machen kann. Auf jeden Fall würde ich nie im Leben da runterspringen. Dann doch lieber bis an die eigenen Grenzen hier durch Österreich kurbeln. Wir passieren Bischofshofen und biegen kurz vor der Tauernautobahn auf die B99 nach rechts ab. Entlang des Fritzbachs und parallel zur Tauernautobahn steigt die Strasse jetzt stetig aber moderat bis St. Martin im Tennengebirge an. Die 400 Höhenmeter verschmieren sich hier glücklicherweise über fast 20 km so stark, dass man fast immer ein gutes Tempo fahren kann. Ich liebe solche Anstiege. Man merkt ganz klar, dass es bergauf geht. Da aber die Steigung moderat ist und Geschwindigkeit damit hoch bleibt, fühlt man sich irgendwie bärenstark. Und trotzdem bekomme ich heute von Teil der Stecke nicht viel mit. Ich fahre wie im Traum und bin völlig auf mich, die Strasse und das Renngeschehen fixiert. Von der Landschaft bekomme ich heute irgendwie kaum etwas mit. Irgendwie läuft mein Rad wie von selbst. Meine Beine kurbeln und kurbeln: bergauf, bergab, wieder bergauf und wieder bergab. Von St. Martin runter entlang der Lammer nach Lindenthal und wieder hoch entlang der Rußbach zum Pass Gschütt auf fast 1000 m. Ich habe eigentlich ein photographisches Gedächtnis für Strecken, die ich einmal gefahren bin, aber heute muss ich passen. Ich konzentriere mich heute wirklich nur auf die Strasse vor mir. Die Eindrücke links und rechts von mir nehme ich in dieser Phase des Rennens nur schemenhaft wahr. Das wichtigste in diesem Moment erscheint mir keinen Fehler zu machen. Als ich nach über 150 Kilometern mit einer kleinen Gruppe den Hallstätter See erreiche und Hallstadt durch einen Tunnel passiere wird mir klar, dass ich es geschafft habe. Jetzt kommt zwar mit dem Koppensattel noch ein echter Hammer. Aber ich fühle mich immer noch frisch - was soll da noch passieren. Der Gedanke beflügelt mich und als ich kurze Zeit später hinter Obertraun das Schild am Straßenrand mit der Aufschrift „23  %“ sehe bleibe ich gelassen. Der Koppensattel überwindet zwar gerade einmal lächerliche 150 Höhenmeter, aber das auf eben nur 1 km. Kurz nachgerechnet… genau: 15  % im Schnitt! Ein Blick auf die GPS-Daten zuhause zeigt mir zudem, dass das Schild auch noch falsch ist. Abschnittsweise überschreitet die Steigung locker die 23  %. Wer schon einmal das bekannte Jedermannrennen „La Marmotte“ mitgefahren ist, der kennt das Gefühl: die angeblich legendäre Alpe d’Huez ist für sich genommen eigentlich nicht so schwer. Aber nach dem Col du Glandon, dem Col de Telegraph und dem Galibier wird jeder Meter an der Alpe d’Huez zum Kampf. Genauso verhält es sich mit dem Koppensattel auf dieser Etappe. Es ist nur ein Kilometer mit 15  %, aber nach ca. 160 Rennkilometern brennt sich hier jeder Meter in die Oberschenkel ein. Nach dem Koppensattel ist es aber geschafft, auch wenn die Ziellinie in Bad Mitterndorf erst 20 km weiter entfernt wartet. Manfred aus unserem Gruppetto ist bereits in überschwänglicher Laune und bereitet schon einmal den Zieljubel vor. Kurz vor Bad Aussee geht es rechts auf die B145 zum Finale. Dass es von hier aus noch einmal 150 Höhenmeter bergauf ins Ziel nach Bad Mitterndorf geht merke ich nicht. Um kurz vor 16 Uhr am Ortsschild von Bad Mitterndorf ist klar: der Schlussspurt ist heute überflüssig. Nach 6 Stunden 44 Minuten und 57 Sekunden überrolle ich im Sog der anderen die Ziellinie als letzter unserer kleinen Gruppe. Platz 26 oder Platz 20 wäre mir sicherlich nicht an jedem Tag egal, aber heute dann doch. Bad Mitterndorf ist nicht gerade der Nabel der Welt, aber das Ziel direkt neben dem Dorfcafé hätte besser nicht gewählt sein können. Fast eine Stunde später zolle ich Frank und Volker Applaus, die als letzte die fünfte Etappe beenden. Ich weiß ja nicht wie es den anderen geht, aber ich freue mich grundsätzlich über jeden der mich anfeuert, egal in welcher Situation, gleich auf welchem Platz. Das hat einfach mit Respekt vor der Leistung zu tun und ich finde, jeder der hier bei Peakbreak mitfährt hat Respekt verdient. Ich freue mich für jeden, der es wie ich schafft die Ziellinie zu überqueren. Die Unterbringung im Hotel Kogler ist wirklich sehr gut und auch das abendliche Pasta Buffet im schönen Garten des Hotels bildet einen würdigen Rahmen für den Abschluss dieser fünften Etappe. Die Regenschauer des Tages haben sich verzogen und bei der anschließenden Siegerehrung unter freiem Himmel kann sich einmal mehr Joa Weber freuen.
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